Wer meint, er dürfe alles essen, soll
nicht auf den herabsehen, der nicht alles isst. Und wer bestimmte
Speisen meidet, soll den nicht verurteilen, der alles isst, denn Gott
hat ihn angenommen.
(Römer 14,3 NLB)
Heutzutage kommt es mir manchmal so
vor, als sei das Essen eine Art Religionsersatz. Wie in eigentlich
allen Lebensbereichen, herrscht auch bei der Wahl der Speisen ein
großer Individualismus und ein Kampf ums Recht haben. Der alte
Allesfresser ist ziemlich out und die Spezifizierung ist in. Die
einen, die das Fleisch verweigern, wegen der armen Tiere in den
Massenhaltungen, oder die, die es mit Daniel halten und sich von
Früchten und Körnern ernähren. Alles soll möglichst „healthy“
sprich gesund sein, frei von Geschmacksverstärkern und Chemie.
Es gibt tausende Bücher und
Internetseiten über die verschiedensten Ernährungsarten und ihre
Vorteile oder Nachteile. Egal, was oder wie du isst, es wird immer
jemand geben, der dir sagen wird, dass das genau die falsche
Entscheidung ist. Und hier liegt das arme Hund begraben: Jeder will
Recht haben. Jeder ist von seiner eigenen Meinung absolut überzeugt
und das, was der andere macht, kann nicht richtig sein, weil es ja
das Gegenteil ist von dem, was man selbst für richtig erachtet. Und
was macht der Mensch, wenn er jemanden sieht, der etwas anders macht:
Er verurteilt ihn. Mit Gedanken und Blicken oder wüsten (anonymen)
Beschimpfungen.
Als ich die Tage über den Vers aus dem
Römerbrief gestolpert bin, musste ich wirklich schmunzeln, denn ich
liebe es, wenn die Bibel so alltägliche Probleme aufgreift. Wir
sollen einander nicht geringschätzen und schlecht von einander
reden, ob wir das Steak nun essen oder lieber auf die vegane
Sojavariante zurückgreifen. Warum nicht? Weil Gott uns,
Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Frutarier und sonstige partiellen
Varianten, alle angenommen hat. Und weil es in seinem Reich, also in
der Lebensweise die ihm wichtig ist, nicht darum geht, was wir essen
oder trinken. Ist das nicht entspannend?
Denn im Reich Gottes ist nicht
entscheidend, was man isst oder trinkt, sondern dass man ein Leben
führt in Gerechtigkeit und Frieden und in der Freude im Heiligen
Geist.
(Römer 14, 17)
Kommentare
Kommentar veröffentlichen