"Aber wenn ihr ihn um etwas bittet, sollt ihr vorher den Menschen vergeben, mit denen ihr nicht zurecht kommt. Dann wird euch der Vater im Himmel eure Schuld auch vergeben."
(Markus 11, 25 - Hoffnung für alle)
Der Mensch ist eine sehr eigenes Geschöpf. Und der Mensch unterscheidet sich in vielen Punkten von den Tieren. Trotzdem gibt es immer wieder Aussagen, in denen der Mensch mit einem Tier verglichen wird. Wie zum Beispiel in Matthäus 10,6 steht: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ Und sicherlich gibt es noch viel mehr solcher Vergleiche. Selten jedoch wird der Mensch mit der Ameise verglichen, obwohl es da einige Gemeinsamkeiten gibt. Ameisen sind klein und fleißig. Sie haben ihr eigenes Staatssystem und verstehen sich in Teamwork. Und auch der Mensch ist, im Verhältnis zum Universum, ziemlich klein und meistens fleißig. Wir haben sogar unterschiedliche Staatssysteme und manchmal wissen wir auch was Teamwork ist. Da würden sich also schon ein paar Vergleichspunkte finden. Aber ich bin auf den Vergleich in einem ganz anderen Zusammenhang gekommen: Die Spezies Mensch ist oftmals sehr nachtragend.
Wir tragen anderen Menschen das hinter her, was sie gemacht haben. Es kommt zum Streit zwischen zwei Personen, man fühlt sich verletzt, missverstanden oder unfair behandelt. Die Worte unseres Gegenübers bleiben uns im Kopf hängen, wir denken darüber nach wenn wir schlafen gehen und wenn wir aufwachen und erwähnen es vielleicht sogar, wenn wir mit jemand dritten darüber reden. Worte können so viel Verletzung anrichten, dass ist einem selten wirklich bewusst. Aber wir tragen es mit uns herum. Manchmal ein paar Tage, manchmal Jahrzehnte.
Und damit werden wir zu Ameisen. Ameisen können bis zum Fünfzigfachen ihres eigenen Körpergewichtes tragen. Und wir tragen meistens mindestens das Doppelte von dem, was uns zusteht, nämlich nicht nur unsere eigene Schuld, sondern auch noch die der anderen. Wir schleppen alles Unrecht mit uns, was wir anderen angetan haben und was andere uns angetan haben.
Jetzt kann man natürlich sagen: Ich bin Christ und weiß und glaube, dass Jesus mir meine Schuld vergeben hat und mich davon befreit. Das ist auch eine wichtige Sache. Aber ich kenne viele Christen, mich eingeschlossen, die trotzdem weiter die Schuld der anderen mit sich herum tragen. Vielleicht kommt es einem manchmal auch einfacher vor, Gott um Vergebung der eigenen Schuld zu bitten, als anderen Menschen zu vergeben, die einen verletzt haben. Und man kommt deswegen nicht los von der Last, die man zusätzlich trägt. Jesus sagt: „Aber wenn ihr ihn um etwas bittet, sollt ihr vorher den Menschen vergeben, mit denen ihr nicht zurecht kommt. Dann wird euch der Vater im Himmel eure Schuld auch vergeben.“ Die Herausforderung keine Ameise zu sein besteht also nicht darin, dass Gott uns unsere Schuld vergibt, sondern dass wir den anderen Menschen vergeben und damit von beiden Lasten befreit werden. Es ist wirklich eine Herausforderung, aber es ist sicherlich besser, als sein Leben als Ameise zu verbringen und irgendwann unter den Lasten zusammenzubrechen.
danke für den schönen vergleich...
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